Der Hüter der Schwelle

Viertes Bild

Ein Zimmer in rosenrotem Grundton. Es gehört zum Heim Straders und Theodoras, die Straders Gattin ist. Man sieht der Einrichtung an, daß Theodora und Strader hier im gemeinsamen Raume verschiedenartige Arbeiten verrichten. Auf seinem Tische finden sich Modelle von Mechanismen, auf dem ihren mancherlei auf Mystik Bezügliches. Die beiden sind in einem Gespräch, das eine Art gemeinsame Versenkung am siebenten Jahrestage ihrer Ehe darstellt.

Die erste Begegnung mit Theodora hatte Strader gezeigt, wie sich der Geist in einem Menschen über solche Dinge zu offenbaren sucht, die seinem eigenen Erkenntnisstreben verschlossen bleiben mussten. An Thomas konnte er die Früchte der Geistesschülerschaft erleben. Doch all dies raubte ihm den Glauben an Vernunft und Wissenschaft und so wandte er sich der Technik zu, um sich zu betäuben. Aus diesem zerquälten Dasein wurde er erst durch die zweite Begegnung mit Theodora gerissen. Durch Felix Baldes weise Führung waren ihre Seherkräfte damals zu hoher Kraft gereift. Dass ihm diese lichte Geistesbotin vom Schicksal als Gefährtin vorbestimmt sein könnte, ahnte er da noch nicht, doch als es ihm Gewissheit wurde, ergoss sich helles Licht in seine Seele, das seine Arbeit bedeutsam befruchtete – selbst dann noch, als ihre Offenbarungen schließlich nicht mehr kamen. Sorge bereitet ihm nur, dass der Verlust der Seherkraft Theodora tiefe Schmerzen bereiten könnte. Doch das konnte Theodora gelassen auf sich nehmen - aber nun seien diese Kräfte auf neue, schmerzvolle Weise wieder erwacht, begleitet von Furcht, die sie beherrscht, und hassen müsse sie nun alles, was sich offenbart. Und während sie in abgerissenen Worten weiterspricht, tritt ihr beängstigend das Bild von Thomasius vor die Seele und Strader erinnert sich schmerzlich der Worte, die dieser im Mystenbund gesprochen hatte.