Unsere Inszenierung

Regie

Die Seherin Theodora (1. Bild)
Die Seherin Theodora (1. Bild)

Die Regie ist sehr zurückhaltend. Die Schauspieler selbst, mit  ihren individuellen Stärken und Schwächen, machen das Theater lebendig und lebensecht, wenn ihnen der nötige kreative Freiraum eröffnet wird. Unsere Inszenierung gründet auf dem inspirierten Wechselspiel der einzelnen Darsteller, die die reine Freude am Spiel beflügelt und belohnt, und dem Regisseur oblag es nur, da und dort Anregungen zu geben und die Arbeit der einzelnen Darsteller zu einem ausgewogenen und authentischen Gesamtbild zu integrieren, das dem Werk möglichst gerecht wird. Er wollte nur Geburtshelfer sein für das Werdende, das im schöpferischen Tun durch die gemeinsame lebendige Auseinandersetzung mit dem Stück allmählich heranreift. Vorbildlich und ermutigend ist uns dabei jene innere Geisteshaltung, die Rudolf Steiner anlässlich der Uraufführung seines zweiten Mysteriendramas so charakterisiert hat:

"In alledem, was hier erwähnt wird, erblicken wir natürlich nicht ein Vollendetes, sondern etwas, was der Anfang eines Wollens ist, und wir möchten nun gerne, daß man durch alles das, was gewollt wird, was nicht jetzt schon geleistet werden kann, ersieht, wie man sich die Fortgestaltung der Kunst denken kann. Deshalb ist es uns von so unendlicher Wichtigkeit, daß auch die innere dramatische Gestaltung nur in den Händen von Darstellern liegt, die nach geistiger Erkenntnis streben, denn ich möchte — nicht aus persönlicher Neigung, sondern deshalb, weil ich muß — nicht ein einziges Wort in diesen unseren dramatischen Unternehmungen auf der Bühne gesprochen wissen von einem Andersgesinnten, und wenn dieses Wort auch mit der höchsten künstlerischen Vollendung und mit dem äußersten künstlerischen Raffinement der gegenwärtigen sprachlichen Bühnentechnik gesprochen würde. Denn etwas ganz anderes wird gewollt als diese äußere Bühnentechnik. Das, was heute Kunst genannt wird, wird nicht gewollt. Gewollt aber wird, daß in jeder Seele, die da oben steht und mitwirkt, das Herz aus spiritueller Wärme heraus spricht, daß ein solcher Hauch durch die ganze mehr oder weniger gute Darstellung geht, daß wir Geisteswärme als Kunst, Kunst als Geisteswärme erleben. Deshalb müßte jeder, der teilnimmt an diesen unseren Inaugurationsunternehmungen des Münchener Zyklus, die Empfindung haben: es gibt da kein Wort, das nicht, indem es gesprochen wird, zugleich in tiefster Seele von dem Darsteller mitempfunden wird. Das bewirkt in mancher Hinsicht jene künstlerische Keuschheit, die derjenige, der nicht spirituell fühlen will, als Dilettantismus empfinden mag, die aber der Anfang ist von etwas, was da kommen soll, der Anfang von etwas, was man einstmals als künstlerische Wahrheit in tiefstem, in geistigstem Sinne des Wortes empfinden wird, so unvollkommen und anfänglich es Ihnen auch heute entgegentreten mag." (Lit.: GA 129, S 26)

Derart ist unsere Inszenierung auch nichts fertig Abgeschlossenes, sondern was mit der Premiere erst keimhaft beginnt, kann sich, wie wir hoffen, mit jeder weiteren Aufführung lebendig verändern und weiter entfalten. Dass wird jetzt erst ganz am Anfang stehen, und vieles noch weiter reifen muss, ist uns sehr bewusst. Wir laden Sie, liebes Publikum, herzlich dazu ein, uns auf diesem spannenden, erkenntnisreichen Weg zu begleiten.

Wolfgang Peter