
Elftes Bild
Dasselbe Meditationszimmer wie im zweiten Bilde. (MARIA, AHRIMAN.)
Wie Capesius hat auch Maria dieselbe Rückschau in ihr früheres Erdendasein erlebt. Ahriman will ihr dies als bloßes Wahngebilde erscheinen lassen, von Benedictus listig eingeflößt. Doch Maria durchschaut ihn als Vater aller Täuschung. Zugleich ist ihr bewusst, dass Ahriman auch oft die Wahrheit sprechen muss und gerade dadurch helfen kann, Schein und Wirklichkeit voneinander zu scheiden. Er bringt den Menschenseelen Freiheitsmacht und seine klar bewussten Gedankenkräfte können auch des Wahrheitssinnes Führer werden.
Die hohen Schicksalsmächte haben weise in dir den Widersacher sich bestellt, du förderst alles, das du hemmen willst. Du bringst den Menschenseelen Freiheitsmacht, wenn du in ihre Seelengründe dringst. Von dir entspringen die Gedankenkräfte, die Ursprung zwar der Wissens-Truggebilde, doch auch des Wahrheitsinnes Führer sind. Es gibt nur Ein Gebiet im Geisterland, in dem das Schwert geschmiedet werden kann, vor dessen Anblick du verschwinden mußt. Es ist das Reich, in dem die Menschenseelen sich aus Verstandeskräften Wissen bilden, und dann zur Geistesweisheit umgestalten. Und kann ich mir in diesem Augenblicke richtig das Wahrheitswort zum Schwerte schmieden, so wirst du diesen Ort verlassen müssen. |
Und so gewinnt Maria gerade durch Ahrimans Erscheinen die Sicherheit, dass es Wahrheit war, was sie soeben schauen durfte:
So höre du, der Vater ist der Täuschung, ob ich vor dir die Siegeswahrheit spreche. Es gibt im Erdenwerden solche Zeiten, in welchen alte Kräfte langsam sterben und sterbend schon die neuen wachsen sehn. In solcher Zeitenwende fanden ich und meine Freunde uns im Geist vereint, als sie die frühern Erdenleben suchten. Es wirkten damals wahre Geistesmenschen, die sich zur Seelenbrüderschaft verbanden, und aus der Mystik Reich sich Ziele holten. In solchen Erdentagen werden Keime in Menschenseelen sorgsam eingepflanzt, die lange Zeit zur vollen Reife brauchen. Die Menschen müssen dann im nächsten Leben noch Eigenschaften aus dem frühern zeigen. Es werden viele Männer solcher Zeiten in einem nächsten Leben wieder Männer, und viele Frauen werden Frauen wieder. Es ist dann auch die Zeitenlänge kürzer, als jene, die sonst zwischen Leben liegt. Es fehlet dir für solche Zeitenwenden der sichre Blick. Deshalb vermagst du nicht ihr Werden irrtumlos zu überschauen. |
– worauf Ahriman mit unwilliger Gebärde und Donnergrollen verschwinden muss.