
Zwölftes Bild
Dasselbe Zimmer wie im vorigen Bild. (JOHANNES und LUCIFER.)
Auch Johannes hat die Rückschau in das frühere Erdendasein miterlebt, doch warnend führt ihm Luzifer die Fruchtlosigkeit solchen Erlebens vor die Augen:
Erkenne
an Capesius die Früchte,
die reifen müssen, wenn die Seelen sich dem Geistgebiet zu früh erschließen wollen. Er kennt die Worte seines Lebensbuches und weiß, was ihm obliegt für viele Leben. Doch Leid, das nicht im Schicksalsplane liegt, ersteht aus Wissen, dem die Kräfte fehlen, zu Taten sich im Leben umzubilden. […] Es tötet Kräfte, die im Unbewußten der Menschenseele sichre Führer sind, und kann Besonnenheit doch nicht erhöhn. So lähmt es nur des Leibes starke Macht, bevor die Seele sie bemeistern kann. |
Was ihm selbst noch fehlt, erkennt Johannes an diesem Beispiel nur zu klar. Nicht sein ganzes Menschenwesen konnte er bislang zum Geisteslicht erheben, ein leichter Seelenschatten war es nur, der schwärmen konnte für die Geistesweiten. Und aus der Begegnung mit dem Doppelgänger wurde ihm nicht minder klar, dass ihn nicht reine Seelenliebe, sondern die Leidenschaft des Blutes zu Maria trieb. Doch fehlt ihm der Geistesmut, über diese Stufe hinaus zu dringen. Zu unreif fühlt sich Johannes, den eingeschlagenen Erkenntnisweg fortzusetzen, blind will er sich fortan dem Weltenwillen ergeben. Dass er damit in Luzifers Fahrwasser gerät, bleibt Johannes nicht verborgen, denn Luzifer selbst bekennt:
In
diesem Weltenwillen wirke ich, wenn er durch Menschenseelen kraftvoll strömt. |
Doch das nimmt Johannes hin:
Ich
muß dich fühlen, muß dich wollend leben; Dann kann ich künftig dich auch überwinden, wenn so mein Schicksalsplan es fügen will. Das Geisteswissen, das ich früh erlangt, es ruhe mir fortan im Seelengrunde, bis meine Lebenstriebe selbst es wecken. Vertrauensvoll ergeb’ ich mich dem Willen, der weiser als die Menschenseele ist. |