Inhalt
"Die Prüfung der Seele" am Goetheanum in den Inszenierungen von 1995 und 2009.
Fotos: Hansruedi und Priska Clerc und Jochen Quast.
Kurzinhalt
Die Handlung spielt mehrere Jahre nach den Geschehnissen der „Pforte der Einweihung. Am Beispiel des Johannes Thomasius ist Capesius klar geworden, dass der Mensch erkennend in die geistige Welt vordringen kann, doch machtlos fühlt er sich, selbst diesen Weg zu gehen. Maria erkennt durch Benedictus Hilfe, dass sie sich für einige Zeit von Johannes lösen muss, um ihm die eigenständige geistige Weiterentwicklung zu ermöglichen. Für Johannes ist diese Trennung schmerzlich und die folgende Begegnung mit dem Doppelgänger zeigt ihm deutlich seine Schwächen. Strader hat indessen sein fruchtloses Erkenntnisstreben aufgegeben und widmet sich als Vorsteher einer Schraubenfabrik praktischen Lebensaufgaben. Eine wichtige Rolle spielen wieder Philia, Astrid und Luna, die die menschlichen Seelenkräfte mit dem Kosmos verbinden, und die andre Philia, die diese Verbindung zu hemmen sucht, aber gerade dadurch das Element der Liebe in die Welt trägt.
Auf dem Heimweg vom Häuschen der Familie Balde erlebt Capesius eine erschütternde Rückschau in seine vorige Inkarnation, die gleichzeitig auch Maria und Johannes miterleben. Diese Rückblende in die Zeit des Hochmittelalters bildet das Kernstück des zweiten Dramas und offenbart die Schicksalsverflechtungen zwischen den handelnden Personen. Maria wirkte damals als streng kirchentreuer Mönch und nahm Johannes, damals Thomas genannt, ganz gegen den Templerorden ein, für den dieser als Bergwerksmeister arbeitete. In einem der führenden Ordensmeister, der früheren Inkarnation des Capesius, muss Thomas seinen lange vermissten Vater wiedererkennen, der vor vielen Jahren schmählich die Familie verlassen hatte. In Cäcilia, der Theodora des ersten Dramas und jetzigen der Pflegetochter der Kühnes, erkennt er seine lang vermisste Schwester wieder. Der heilkundige, aber von den Dorfbewohnern wenig geliebte, doch mit den Tempelrittern eng verbundene Jude Simon erweist sich als frühere Inkarnation Straders. Der Geist des Benedictus, der einst der verehrte Lehrmeister des Mönches gewesen war, gibt Maria, in ihrer damaligen Inkarnation, schließlich Einblicke in die wahren und edlen Motive der Tempelritter und stößt damit ein Umdenken an.
Capesius kann seine Schuld aus der vorigen Inkarnation nicht verwinden und flüchtet sich in die bewusstseinsdämpfende schmerzlindernde Nähe Luzifers, in dessen Fänge auch Thomasius durch seine Schwäche und unterschwellige Triebhaftigkeit geworfen wird. Und so können am Ende nur Maria und Strader, er allerdings nur unbewusst, den geistigen Sonnentempel der Hierophanten betreten.